Arbeitsunfälle
Arbeitsunfälle gibt es ausreichend auf Schiffen. Im Engine Room, in der Galley, der Laundry und auf Deck bei Wartungsarbeiten gibt es genügend Gefahrenquellen. Persönliche Schutzausrütung ist vorhanden und wird auch angewendet. Dennoch lässt sich nicht alles vermeiden, zumal Seegang nicht immer auszurechnen ist.
Die Unfallopfer stellen sich alle und unmittelbar nach dem Geschehen im Hospital vor — auch außerhalb der Sprechzeiten. Je nach Schwere können die Verletzten auf dem Schiff versorgt werden oder sie müssen sich — wenn möglich — an Land im Krankenhaus vorstellen. Das ist aber eher die Ausnahme, Schwere Verletzungen wie operationsbedürftige Knochenbrüche, Schulterluxationen oder schwere Verbrennungen kommen sehr selten vor. Meistens sind es Schnittwunden, Prellungen und Quetschungen, kleinere Verbrennungen und kleinere Verätzungen. Augenverletzungen sind sehr selten.
Im Hospital werden zunächst die Daten erfasst. Dazu gehören Personalien, Department, Unfallort und ‑zeit, Unfallgeschehen und Verletzungen. Nach Erstversorgung und Dokumentation wird der Chief Safety officer informiert, der sich auch nochmal nach dem Ablauf erkundigt und eine Belehrung anschließt. Wenn möglich wird auch mit dem Unfallopfer eine Vorort-Besichtigung durchgeführt und ggf. Bilder gemacht. Unfälle werden im wöchentlichen Safety meeting vorgestellt, besprochen und gegebenenfalls weitere Maßnahmen festgelegt. Außer in der Krankenkartei wird das Ganze nochmal im Dokumentationssystem der Arbeitssicherheit AIRTS (Accident and Incident Reporting System) festgehalten und auch statistisch aufbereitet. Eine „Notification of accident“ wird von der Nurse ausgefüllt und von Nurse und Doctor unterschrieben. Unfälle sind bei der Reederei ein Schwerpunktthema und werden in gleicher Weise behandelt wie in Deutschland bei Großkonzernen.
Krankheitsausbrüche
“Seuchenlagen” sind auf den Schiffen eine Katastrophe, sowohl in wirtschaftlicher als auch in organisatorischer Hinsicht. Gibt es einen Massenausbruch einer Krankheit auf dem Schiff, so wird dasSchiff in der Regel von der Hafenbehörde im Hafen festgelegt und isoliert. Für Gäste, die teueres Geld für ihre Traumreise bezahlt haben ist das dann alles andere als erfreulich. Deshalb wird alles getan, um solche Ausbrüche (z.B. Noro-Virus-Erkrankungen) frühzeitig zu erkennen und präventiv zu handeln. Schwierig dabei ist, dass insbesondere Gäste häufig erstmal nicht zum Arzt gehen und abwarten, obwohl sie in der Eingangsbelehrung dafür unterschrieben haben.
Um solche Ausbrüche schnell zu erkennen sind im Präventionssystem “Detektoren” eingebaut. Generell achtet das Personal in öffentlichen Bereichen (Restaurants, Bars, Spa, Ausflugspersonal etc.) darauf, ob Gäste irgendwie krank aussehen oder z.B. häufig zur Toilette laufen. Weiterhin achtet Housekeeping darauf, ob man in den Kabinen Zustände vorfindet, die auf Erbrechen und Durchfall hindeuten.
Der Hauptdetektor ist aber das Hospital. Wenn sich Gäste in der Sprechstunde mit Erbrechen und Durchfall vorstellen wird durch den Schiffsarzt eine vorgeschriebene Anamnese und Untersuchung durchgeführt. In der Anamnese wird nach dem Krankheitsbeginn, Durchfall ggf. mit Blutbeimengungen, Erbrechen, Bauchkrämpfe, sowie Kopf- und Gliederschmerzen gefragt. Weiterhin wird eruiert, ob der Patient schon antidiarrhoeische Medikamente eingenommen hat. Es wird Temperatur gemessen und bei Verdacht auf eine Noro-Virus-Infektion kann man auch einen Noro-Schnelltest machen. Der Test hat eine hohe Sensitivität und Spezifität und ersetzt die Stuhlprobe im Labor. Fieber wird als Körperkerntemperatur von > 38,5 ° C. definiert. Abschließend werden alle Ergebnisse im GI-Log festgehalten. Wenn von den Kriterien neben Durchfall mindestens zwei weitere zutreffen, wird der Fall als “reportable case” deklariert. Ansonsten bleibt es ein non-reportable case, der aber als solcher auch in dem GI-Log festgehalten wird. Im Infektionsfall bleiben die PAXE mindestens 24 h und die Crew mindestens 48 h auf der Kabine. Desinfektionsmittel und Anleitungen werden mitgegeben. Housekeeping desinfiziert die Kabine und die Toiletten. Mahlzeiten auf den Kabinen werden organisiert.
OPP (Outbreak Prevention Plan)
Der OPP dient der Prävention von Massenausbrüchen auf dem Schiff. Durch viele Menschen auf engem Raum ist ein Kreuzfahrtschiff geradezu prädestiniert für eine schnelle Verbreitung von hochansteckenden Infektionskrankheiten wie z.B. das Noro-Virus. Deshalb wird alles dafür getan, um die Verbreitung zu minimieren.
Im OPP sind 3 Level festgelegt:
- Level 1: 0,0 % bis 0,5 % der Personen auf dem Schiff sind betroffen.
- Level 2: 0,5 — 1,5 % der Personen auf dem Schiff sind betroffen oder 6 Zugänge in 6 Stunden (“6 and 6”
- Level 3: > 1,5 % der Personen auf dem Schiff sind betroffen.
In diesem Excel-Sheet werden für alle Departments die Aufgaben zugewiesen.
Wassertest
Water Colisure Test
Einmal wöchentlich werden stichprobenartig Wassertests mit Verdacht auf E. Coli an verschiedenen Wasserentnahmestellen am Schiff durchgeführt. Die Liste der Entnahmestellen erhält das Bordhospital vom Environmental Officer. Der Environmental Officer geht durch das Schiff, um die Wasserproben zu entnehmen. Wenn die Nurse Zeit hat, unterstützt sie ihn dabei. Nach Zugabe des Colilert Pulvers und anschließender Bebrütung im Wärmeschrank über 24 Stunden wird der Test ausgewertet und im Formular Water Colisure Test festgehalten Eine negative Vergleichsprobe steht immer im Labor. Ist die Probe positiv, werden der Environmental Officer und der Sanitation Engineer umgehend telefonisch benachrichtigt. Die positiven Testergebnisse werden aus der Liste kopiert und in einer eMail an die den Waterlist-Verteiler versendet. Bei positivem Ergebnis muss erneut eine Probe zur Auswertung entnommen werden (Re-Test). Ist sie wieder positiv, wird die Quelle für eine vom Environmental Officer vorgegebene Dauer geschlossen und nach Ablauf der Dauer ein erneuter Kontrolltest durchgeführt.
Bunkering Water Test
Bevor das Schiff am Hafen Wasser aufnehmen darf, muss das Wasser vorab einem Bakterientest unterzogen werden. Dazu wird eine Probe vom Sanitation Engineer ins Hospital gebracht. Nach Zugabe des Colilertpulvers durch die Nurse on duty wird die Probe im Wärmeschrank bebrütet. Nach einer Stunde wird das vorläufige Ergebnis telefonisch durch die Nurse an die Brücke gemeldet. Zusätzlich erfolgt noch eine Benachrichtigung per eMail an den Captain und den Navigation Officer. Nach 24 Stunden Bebrütung erfolgt die endgültige Auswertung. Diese wird im Formular Bunkering Water eingetragen. Bei einem positiven Endergebnis werden umgehend die Brücke und der Staff Captain telefonisch informiert.
Potable Watertank Test
Einmal im Monat, meist an den letzten zwei Tagen, werden von den Wassertanks des Schiffs Proben genommen. Dazu vereinbart die Nurse einen Termin mit dem Sanitation Engineer und nimmt dann mit ihm die Wasserproben im Maschinenraum. Das weitere Prozedere ist dem wöchentlichen Colisure Test gleich.
Alkoholtest
Auf Anordnung des Staff Captains werden in regelmäßigen Abständen und/oder akuten Verdachtsmomenten Alkoholtests durchgeführt. Der Doctor on duty wird dabei stets als Zeuge hinzugezogen, wobei die Tests vollständig in die Kompetenz der Security fallen. Die Dokumentation wird ausgedruckt und abgeheftet.
Randomisierter Drogentest
Der Staff Captain ordnet alle 40 Tage per eMail an den Senior Doctor sowie den Chief Security Officer den Termin für den nächsten Drogentest an. Es werden ca. 20 Crewmember nach einem Auswahlverfahren durch den Staff Captain erfasst und zum festgelegten Termin in das Hospital zum Test gebeten. Die Durchführung erfolgt durch die Nurse und den Doctor on duty und wird durch die Security überwacht. Die Dokumentation erfolgt durch den Chief Security Officer, der auch die jeweiligen Supervisors der Crewmember über den drug test informiert. Es werden i.d.R. 40 Drogentest pro Monat durchgeführt. Ein 3‑Monatsvorrat wird an Bord vorgehalten.
Müllentsorgung
Hospitalmüll wird in roten Mülltüten mit der Kennzeichnung „Biohazardous“ entsorgt. Das Reinigungspersonal des Hospitals teilt der Nurse on duty täglich die Menge der entsorgten Tüten mit und notiert diese im Medical Waste Log Ordner und unterschreibt dort.