von Dr. med. Klaus Merle 

Kreuzfahrt unter Covid19

März 4, 2022 in Schiffsmedizin

Dubai / UAE

Mus­kat / Oman

Abu Dha­bi / UAE

Doha / Katar

TUI Crui­ses ver­sucht mit einem guten Hygie­ne­kon­zept die Schiffs­rei­sen in einem beschränk­ten Umfang auf­recht zu erhal­ten, was bis­her ganz gut gelingt — ver­meint­lich bes­ser als bei ande­ren Ree­de­rei­en. Vom 21.11.2021 bis zum 17.01.2022 war ich als Schiffs­arzt mit der Mein Schiff 6 im Per­si­schen Golf unter­wegs und möch­te von die­sem Ein­satz berichten.


Bis Weih­nach­ten gab es Rei­sen von Dubai über Abu Dha­bi in den Oman und zurück. Maxi­mal hat­ten wir etwas mehr als 1000 Gäs­te an Bord. Crew und alle Gäs­te waren min­des­tens gegen­über Covid 19 grund­im­mu­ni­siert, teil­wei­se aber auch schon geboos­tert. Wei­ter­hin war ein nega­ti­ver PCR-Test (maxi­mal 72 Std. alt) Vor­aus­set­zung für die Ein­schif­fung. Alle Flug­rei­sen­den wur­den zu die­sem Zeit­punkt  noch­mals im Flug­ha­fen­ter­mi­nal in Dubai ges­tes­tet. Das Ergeb­nis wur­de per SMS dem Gast auf sei­ner Han­dy­num­mer mit­ge­teilt. Wäh­rend der Rei­se wur­de am Tag vor Ein­rei­se in den Oman auf dem Schiff noch­mals ein Schnell­test durch­ge­führt, da die Behör­den im Oman es so für die Ein­rei­se vor­ga­ben. Wenn auf dem Schiff Tests posi­tiv lau­fen, dann ist vor­ge­se­hen, dass die betrof­fe­nen Per­so­nen aus­ge­schifft und in einem Qua­ran­tä­ne­ho­tel unter­ge­bracht wer­den müs­sen. Auf dem Schiff selbst gab es auf Deck 7 in der Feu­er­zo­ne 2 Qua­ran­tä­ne­ka­bi­nen, eine Sei­te für Index­fäl­le (roter Pfeil) und die ande­re Sei­te für clo­sed cont­acts (gel­ber Pfeil). Die Kli­ma­an­la­ge war in die­sem Bereich mit Hepa-Fil­tern ausgestattet.

Bei unse­rer ers­ten Tes­tung für die Ein­rei­se in den Oman hat­ten wir schon zwei posi­ti­ve Tests. Bei­de Per­so­nen waren mit Cor­mi­na­ty grundimmunisiert. 


Für die Weih­nachts- und Sil­ves­ter­rei­se wur­de Doha zusätz­lich in die Rou­te auf­ge­nom­men. Wei­ter­hin hat­ten knapp 2000 Per­so­nen die Rei­se gebucht. Auf­grund der Feri­en waren 370 Kin­der mit an Bord. Im Nach­hin­ein soll­te es sich als Pro­blem her­aus­stel­len. Neben dem Oman for­der­te auch Doha einen Schnell­test für das kom­plet­te Schiff inklu­si­ve Crew. Nun waren wir nur noch am tes­ten: 24.12. Durch­rei­se­gäs­te, 28.12. Oman und 31.12. Doha. Wei­ter­hin muss­te die Crew auf­grund der Vor­ga­ben in UAE für den Aus­gang alle 2 Wochen mit PCR getes­tet werden. 

Bei so vie­len Tests bleibt es nicht aus, dass posi­ti­ve Fäl­le auf­tau­chen. Zwi­schen den Jah­ren hielt es sich noch in Gren­zen, aber am 31.12. hat­ten wir dann 18 Gäs­te und am 01.01. bei der Crew PCR eben­falls 16 Crew­mem­ber. Auf­grund der unkla­ren Situa­ti­on auf dem Schiff und unzu­ver­läs­si­ger Mit­tei­lung der Test­ergeb­nis­se — Dubai ist Emer­gen­cy-Hafen in der Regi­on und es lagen noch wei­te­re 4 Schif­fe mit teil­wei­se deut­lich mehr Posi­ti­ven an Bord im Hafen, die Test­ka­pa­zi­tät in der Onboard-Kli­nik im Ter­mi­nal war mehr als aus­ge­schöpft — ent­schloss sich TUI Crui­ses am 03.01.2022, die lau­fen­de Rei­se abzu­bre­chen und alle Rei­sen auf der Mein Schiff 6 bis zum 24.01. abzu­sa­gen. Die Gäs­te reis­ten ab und bis auf eine Working Crew von 260 Per­so­nen wur­den alle ande­ren Crew­mem­ber in Hard­qua­ran­tä­ne geschickt. Dazu wur­den die Bal­kon­ka­bi­nen auf dem Schiff genutzt. Wei­ter­hin war die Queen Eliza­beth II — ein ehe­ma­li­ges Kreuz­fahrt­schiff, was jetzt an der Pier in Dubai liegt und als Hotel umfunk­tio­niert wur­de — als Qua­ran­tä­ne­ho­tel völ­lig aus­ge­bucht. Daher ent­schloss man sich nach Abspra­che mit der DHA (loka­le Gesund­heits­be­hör­de), die Qua­ran­tä­ne der ver­blei­ben­den posi­ti­ven Gäs­te auf dem Schiff in dem dafür vor­ge­se­he­nen Bereich durch­zu­füh­ren. Hin­zu kamen noch 4 posi­ti­ve Kin­der, die bei den Schnell­tests für die Aus­rei­se nach Deutsch­land ent­deckt wurden.

Ab dem 03.01.2022 haben wir jeden Tag die Working Crew getes­tet. Täg­lich gab es zwi­schen 4 — 8 neue posi­ti­ve Fäl­le. Ab dem 13.01.2022 waren wir in der Working Crew nega­tiv, so dass sich die Lage lang­sam ent­spann­te. Am 17.01.2022 bin ich abge­stie­gen und am 24.01.2022 konn­te das Schiff mit neu­en Bedin­gun­gen wei­ter­fah­ren.
Letzt­end­lich hat­ten wir ins­ge­samt seit dem 30.11.2021 116 posi­ti­ve Fäl­le. Die Kon­takt­ver­fol­gung war schwie­rig. Die Gäs­te haben es über­wie­gend mit­ge­bracht und dann auf dem Schiff ver­teilt. Das Flug­zeug war sicher­lich ein kri­ti­scher Punkt. Auf­grund der Tat­sa­che, dass die Nach­weis­bar­keit erst nach drei Tagen mög­lich ist,  kamen die­se Per­so­nen unent­deckt an Bord und fie­len erst bei den Tests für Oman oder Dubai auf. In der Crew hat­ten wir die meis­ten Fäl­le im SPA-Bereich und bei Shore­Ex­cur­si­on. Hier ist auch der Kon­takt zu den Gäs­ten am dich­tes­ten. Auch der Bar­be­reich war mehr betrof­fen. Engi­ne und Deck waren eher unauffällig.


Letzt­end­lich muss man Fol­gen­des feststellen:

  1. Der Flie­ger stellt ein Pro­blem dar
  2. Die Expo in Dubai hat die Infek­ti­ons­ra­te in die­sem Bereich mas­siv nach oben getrie­ben und war auch für eini­ge Gäs­te die Quel­le, die vor ihrer Schiffs­rei­se die Expo besucht hatten.
  3. Zwei Bord­ing­ta­ge waren kei­ne gute Idee
  4. 2000 Gäs­te mit vie­len Kin­dern, die auf dem Schiff “nicht zu brem­sen sind” und auch als Über­trä­ger fun­gie­ren, waren ein­deu­tig zuviel.
  5. Die Dis­zi­plin man­cher Gäs­te in punc­to Hygie­ne­re­geln war mäßig. Die Bars waren teil­wei­se über­füllt und auch bei den Test­se­ri­en kame vie­le Gäs­te außer­halb ihrer geplan­ten Zeit und stan­den dann in lan­gen Rei­hen dicht an dicht. Auf freund­li­che Hin­wei­se der Crew zu den Regeln reagier­ten die­se Men­schen er miss­mu­tig und unver­ständ­nis­voll, teil­wei­se sogar aggressiv.

Aller­dings muss man sagen, dass es immer wie­der nur klei­ne Grup­pen sind, die stö­ren. Der gro­ße Rest hat gut mit­ge­macht. Aber sol­che Grup­pen rei­chen aus, um das Schiff dann in eine sol­che Situa­ti­on zu brin­gen. Sie ver­der­ben damit auch den Spaß für alle ande­ren Gäs­te. Soli­da­ri­tät ist nun mal nicht jeder­manns Sache.


Für mich war es der här­tes­te Ein­satz in fast zwan­zig Jah­ren Schiff­fahrt mit teil­wei­se 16 — 17 Stun­den täg­li­cher Arbeits­zeit. Aber es ist auch ein erfül­len­des Gefühl, wenn man einem Unter­neh­men, was einem schon so vie­le schö­ne Stun­den ermög­licht hat, dabei hel­fen kann, sei­ne Pro­ble­me zu über­win­den, um wie­der in “ruhi­ge­re Gewäs­ser” zu gelangen.

Über den Autor

Dr. med. Klaus Merle

Facharzt für Allgemeinmedizin und Arbeitsmedizin

Sportmedizin / Reisemedizin / Chirotherapie..

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